Australien
\”Ein wunderbarer Kontinent mit exotischen Tieren\”
Willkomen im Süden
Zur ersten Station ging es im September 2015 in den Frühling nach Australien, genauer gesagt in den Bundesstaat Victoria. Gut 132km Luftlinie nördlich von Melbourne und 2,5 Autostunden von der Großstatt entfernt liegt Marraweeney. Inmitten der unberührten Natur leben die Imker von „Raw Honey“ Moss und Andrew.
Es gab keine Strom- und Wasserversorgung von einem Werk, alles wurde selber gewonnen bzw. gesammelt.
In den riesigen Eukalyptuswäldern und auf den großen Feldern, flogen die Bienen ungestört an Kängurus und Papageien vorbei, während die Sonne ihr unerschöpfliches Licht verbreitet.
Tiere
Eine wahre Vielfalt an unterschiedlichen Arten gab es zu sehen.
Mitten in der Natur
Morgens aus dem Fenster zu schauen und die bunten Vögel auf dem Rasen nach Samen suchen zu sehen, während nicht selten im Hintergrund ganze Herden von Kängurus oder Wallabys umher hüpften, war schon ein unvergleichlicher Anblick. Auch Koala Bären konnte man entdecken. Meist saßen sie in den Baumkronen der Eukalypten und genossen in einer Seelenruhe ihre Malzeit.
Etwas aktiver waren dagegen manche Schlangen, auf die man immer ein Auge haben musste. Entdeckte man eine, zog diese zügig weiter, Respekt bestand hier auf beiden Seiten.
Koalas
Seelenruhig genossen die Koalas ihre Mahlzeiten, hoch oben in den Eukalyptus Bäumen.
Schlangen
Eine Red-Belly-Black-Snacke traf ich auch an. Eindrucksvoll tankte sie Sonnenstrahlen am Fuße des Eukalypten.
Echidna
Fast sehen diese Tiere aus wie unsere europäischen Igel. Sind sie doch größer und noch stacheliger als unsere. Auch bauen sie Höhlen fast schon wie ein Fuchs.
Papageien
Wirklich farbenfroh und begeisternd diese kleinen Vögel.
Die Imker
Meine Lehrer, Gastgeber und Freunde
Moss & Andrew
Fast seit 10 Jahren sind Moss und Andrew in der Imkerei tätig; angefangen mit dem Honigverkauf, sind es heute rund 450 Bienenvölker. Auf dem Gelände in Marraweeney entstand zu meiner Anwesenheit eine neue Lagerhalle, die die Garage bei Moss’ Vater Kevin ersetzen soll. Kevin begann mit der Imkerei vor 40 Jahren und ist neben dem Besitzer eines Stahlwerks Präsident des Landesverbandes im Bundesstaat Victoria.
Während sich Kevin auf das Stahlwerk konzentriert, produzieren Moss und Andrew vor allem Honig mit ihren Bienen.
Manchmal braucht man kein Gesicht zu sehen, es kommt auf die Handlungen an, was Menschen für einen bedeuten. Und diese Handlungen lassen sich nur im Herzen finden.
Unter Eukalyptusbäumen, bei strahlendem Sonnenschein und summenden Bienen: ich erfuhr abenteuerliche Geschichten, lernte die Welt der Bienen kennen und erfreute mich an den Weiten Australiens.
Bienenreise
Alles begann für mich mit einer Reise zu den Mandelplantagen
Bestäubung
Der erste Höhepunkt meiner Zeit in Australien war die gut 500km lange Reise Richtung Norden; inmitten von dem dort gelegenen Bundesstaat New South Wales befanden sich die Völker für die Mandelbestäubung. Die Mandeln waren Mitte September verblüht und wir sorgten dafür, dass die Völker zurück nach Victoria in die Rapsfelder kamen. Mit dem LKW brauchten wir für die 500km fünfeinhalb bis sechs Stunden. Nachdem die Völker verladen waren, ging es den selben Weg zurück. So legten wir ca. 1000 Kilometer an einem Tag zurück.
Tanken
Bevor wir überhaupt den langen Weg antreten konnten, mussten wir tanken. Während der Zeit in Australien war die Tankstelle für uns jedoch nicht nur ein Ort um weiter fahren zu können, sondern fast jede Tankstelle bot auch eine Gelegenheit um zu pausieren und zu essen.
Aufladen
Die Völker haben ihren Beitrag geleistet und den Grundstein gelegt, um sich in einiger Zeit anstelle von 10kg Mandelertrag pro Baum, nun auf bis zu 70kg Ertrag einstellen zu können. Wir Imker luden die Völker, die drohende grüne Wüste ahnend, fürsorglich auf den LKW und fuhren sie ins nächste Paradies…
Neue Heimat
Standen die Völker in den Mandeln noch in großen Gruppen zusammen, verteilten wir sie nun in kleineren. Im Hintergrund zu sehen ist der Raps. Die erste wertvolle Tracht für die Bienen, um nach dem australischen Winter sich zu stärken. Die Brut in den Völkern wuchs an und ein unerschütterliches Konzert von Millionen von summenden Bienen lag in der Luft.
Knotentechnik
Auf der langen Fahr durfte ich üben
Gewusst wie
Auf der Fahrt in die Mandeln gab es also eine Menge Zeit um sich mit Andrew und Kevin zu unterhalten. Die in Australien häufig verwendete Knotentechnik, zum festzurren der Völker, konnte ich auch gleich erlernen. Über den Anhänger oder den LKW wird das Seil gespannt und festgegurtet. Würde man an einem Ende ein Kilo Kraft aufwenden, sind es auf der anderen Seite gut 4kg Zugkraft. Ein ausgeklügeltes System.
Auch über die Ladefläche des LKW\’s spannten wir die Seile.
Selbst wenn wir uns mal fest fuhren und es schaukelte, die Seile hielten.
Verladen
Die Völker zu transportieren erforderte Kraft und Technik
Easyloader hilft
Mit dem aus Australien stammenden Easyloader, einem Kran, ging das Verladen zügig voran. Ich schloss die Fluglöcher bei der einsetzenden Dämmerung, dann wurden einzargige Völker gestapelt und zwei- oder dreizargige Völker sofort verladen. Hierbei ist auf eine ausgeglichene Gewichtsverteilung zu achten.
Auch die letzen Völker fanden Platz auf dem zusätzlichen Anhänger am LKW. Mit einer Sackkarre auf den Hänger geladen, sorgten die Seile und die Knotentechnik für einen sicheren Transport.
Auch bei Einbruch der Dunkelheit, ging es mit dem Easyloader zügig voran. So konnten die Bienen stressfrei verladen werden, um am nächsten Tag an einem neuen Platz auszufliegen.
Mit einer vollen Ladung auf dem Heck des LkW\’s und den Bienen auf dem Anhänger, transportierten wir ca. 110 Bienenvölker von einem Ort zum nächsten.
Beutenbau
Beuten mal anders, das mussten wir beachten
Spezielles Holz
Für weitere 200 Völker, die ein Freund als Einstieg in die Berufsimkerei kaufen wird, mussten zuvor die Beuten hergestellt werden. Hierbei bekamen die Beuten spezielle Füße aus einem Eukalyptusholz, welches von den Waldameisen gemieden und somit die Gefahr des Zerfressen der Beuten minimiert.
Die Beute an sich war mehrfach gestrichen und in kochendes Wachs getränkt worden um der Witterung Stand zu halten.
Große Imkerei, Viele Beuten
Insgesamt fertigten wir mehr als 200 neue Beutenböden an. In vielen Arbeitsschritten nahmen sie mehr und mehr ihre Endform an. Schließlich waren sie bereit, um mit den Rähmchen und Bienen Leben einziehen zu lassen.
Duftende Füße
Ein wohlriechender, ätherischer Eukalyptusgeruch erfüllte die Luft, nachdem ich jeweils vier Löcher in die Füße der Bienenbeute bohrte. Im weiteren Schritt wurden die Bohrungen entgratet, dann kamen die Schrauben…
Screws…
Schrauben… Die Füße an den Boden fest zu schrauben stellte den letzen Arbeitsschritt dar. Zuvor war die Beute bestrichen, eine Blechplatte angenagelt und ein Fluglochschieber installiert worden.
Fertig!
Auch diese Beute wurde einmal gebaut… Die Springbügel halten wie hier den Deckel fest auf der Beute. Der festinstallierte Fluglochschieber erleichtert das zügige Verschlißen der Beuten, für den Transport der Bienen.
Rapshonig
Nach den Mandeln, in den Raps mit was für einer Überraschung!
Honig für die Bären
Nachdem wir die Völker aus dem mittleren New South Wales wieder nach Victoria gefahren hatten, standen sie dort in den Rapsfeldern. Erinnerungen an den guten, norddeutschen Rapshonig wurden wach. Doch nachdem der Honig geschleudert war, konnte ich meinen Augen nicht trauen, auf der Kundenübersicht, wo die verschiedenen Honigsorten aufgeführt sind, entdeckte ich leider keinen Eintrag für die Sorte Raps, nur \”Zoo\” stand dort.
Als wir eines Tages zum Zoo nach Melbourne fuhren, war es amtlich!; den Rapshonig bekommen nur Bären und Vögel. Gründe hierfür ist vorrangig die immense Auswahl an unterschiedlichen Eukalyptus Honigsorten. Der Rapshonig ist somit hier leider nicht konkurrenzfähig.
Orangenblüten
Nächste Station für die Bienen waren die Orangenplantagen in Griffith (NSW).
Eine Stadt voller Duft
Wieder einmal ging es nach New South Wales, wenn auch nicht so weit wie zu den Mandeln. In Griffith blühten die gesamten Orangenbäume in den Plantagen. Es war Oktober und der Frühling in Australien war mehr als angekommen. Bei der Bewässerung der Bäume und Temperaturen über 30°C, produzierten die Orangenbäume Unmengen an Nektar und hielten die Bienen auf Trapp. Eine ganze Stadt, erfüllt von dem herrlichen Duft blühender Zitrusbäume, ließ mich im siebten Himmel schweben.
Die Blüten
Sie sind es, die den Duft verbreiten, die Bienen und Imker Freude bereiten. Die Orangenblüten in Griffith, sie blühen zu Tausenden und dies sollte man wirklich selbst einmal gesehen und erlebt haben…
Multitasking
Habt ihr gewusst, dass die Orangenbäume blühen und gleichzeitig Früchte tragen? Nein, ich vorher auch nicht! Aber hier in Australien war es eine Pracht. Natürlich konnten wir, zwischen den imkerlichen Arbeiten, frische Orangen kosten, das war jedes Mal wieder ein Genuss…
Sonniges summen
In der Hitze von Griffith, summten unsere Bienen. Dicht an dicht standen die Orangenbäume, vollbehangen mit wertvollen Früchten und Blüten, die eine erstaunliche Zukunft vor sich hatten, für diese die Bienen sorgten. Eine ganz besondere Atmosphäre lag bei diesem sonnigen Klima in der Luft.
Bienenstand im Orangenland
Immer paarweise stellten wir wie hier ca. 50 bis 60 Völker auf. Ein breiter Gang in der Mitte ermöglichte es uns mit dem LKW oder Pick-Up in Mitten der Völker zu parken. So erleichterten wir uns das Tragen von den z.B. immer schwerer werdenden Honigzargen.
Australischer Bush
Der Wald in Australien wird Bush genannt.
Anmutige Giganten
Der Australische Bush ist ein Erlebnis für sich. Die allgegenwärtige Düfte der ölhaltigen Blätter, das Summen der Bienen und Singen der Vögel schaffen einen unvergessenen Eindruck. Seit mehreren hundert Jahren, sind einige Bäume hier schon gewachsen und hoch oben in den Wipfeln, streichelt der sanfte Wind die mit Knospen behangenen Kronen der so vielfältigen Art Eukalyptus.
Es gibt zahlreiche Arten: von Red Gum, Blue Gum und White Brittle Gum, über Gray-, Red- und Yellow Box, bis zu dem Eukalyptus mit langen Blättern, der sog. Long-Leafe Box. Alle Eukalyptusbäume blühen zu unterschiedlichen Zeiten, jeweils einmal im Jahr oder sogar nur alle zwei Jahre.
Ein Australischer Imker, der Eukalyptushonig ernten möchte, muss somit gleichzeitig ein kleiner Biologe sein, um den optimalen Zeitpunkt abzupassen, zu diesem die Knospen ihre Schätze offenbaren…
Hoch in den Wipfeln sitzen die Blüten. Schauen sie schon aus den Knospen hervor? Wann werden sie es tun?. Nur durch das Beobachten der Natur, konnten wir eine Antwort finden…
Die Blüten der Eukalypten, wie hier vom Yellow Box, sind im Verhältnis zu anderen Blüten ziemlich groß und haben einen tiefen Kelch. Schaute man genau hin, sah man den Nektartropfen im Kelch der Blüte ruhen.
Aus den künstlich angelegten Orangenplantagen, brachten wir die Bienen wohl zu ihrer \”Urheimat\” zurück: den Bush.
Eingebettet in die unberührte Natur, standen die Völker unter dem Segen des Bushes und füllten sich mit dem kostbarsten, was der Bush zu bieten hatte.
Sind in der Hitze die ölhaltigen Blätter der Eukalypten trockener als sonst, reicht ein kleiner Funken und der Bush steht in Flammen; jedoch bringen diese auch neues Leben hervor.
Durch Waldbrände und dadurch lichtdurchflutete Böden, gelang es z.B. der Brombeere sich reichhaltig zu entfalten. Eine Insektenvielfalt erfreut sich dessen und verleiht dem Zauber der Zerstörung ein neues Bild.
Honigernte
An die Schleuder, fertig, los. So holten wir den Honig von den Völkern
Schleuderstraßen lassen den Honig fließen
Auch wenn ich es noch nicht erleben durfte wie mit der neuen Schleuderstraße geschleudert wird, erklärten mir Moss und Andrew ausgiebig die 5m lange Schleuderstraße.
Es werden komplette Zargen eingeführt und die Rähmchen automatisch aus diesen gedrückt, so gelangen die Rähmchen in die Schleuderstraße. Sie durchlaufen automatisch eine Entdecklungsmaschiene und gelangen gebündelt über einen Ladelauf, ebenfalls automatisch, in die Schleuder. Ausgeschleuderte Rähmchen müssen am anderen Ende nur noch wieder in die Zargen einsortiert werden, fertig!
Zeit für die Ernte, denn die Rähmchen sind voll und die Bienen haben schon einen sog. Überbau angelegt.
Nachdem die meisten Bienen mit einer Bienenflucht aus dem Honigraum geschleust sind, werden auch die letzen Bienen mit einem Gebläse aus dem Honigraum gebeten.
Mit einer automatischen Entdecklungsmaschiene wurden die Wachsverschlüsse auf den Honigwaben entfernt, dann konnten die Waben ausgeschleudert werden…
Solch eine moderne Schleuderstraße ermöglicht einiges: Vorne werden die Rähmchen automatisch aus der Zarge in die Straße eingeführt, dann entdeckelt und zuletzt ausgeschleudert.
Bienenkrankheiten
Ich lernte viele Bienenkrankheiten kennen, aber wo ist die Varroa?
Von der fehlenden Varroa und anderen Krankheiten
Vom Gefühl her überall auf der Welt, hier jedoch nicht. In Australien ist die Milbe nicht verbreitet. Das Imkern ist dadurch in soweit anders, dass z.B. – auch durch die klimatischen Bedingungen – Honig von den Völkern auch nach dem Winter noch geerntet werden kann. Die Waben kommen selten mit Behandlungsmitteln in Kontakt, auch wenn es dennoch in Australien Bienenschädlinge gibt.
Der Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida)
Auch wenn in Deutschland Schreckensmeldungenn über dieses Insekt verbreitet werden, ist der Käfer meiner Ansicht nach kaum lebensfähig in unseren kühlen Breiten Deutschlands. Hält man seine Völker bei einer gesunden Stärke, hat es der Käfer es sehr schwer im Volk überhaupt Schäden zu verursachen.
Die Wachsmotte
Der natürliche Zersetzer von verlassenen Bienenbehausungen fühlt sich auch in Australien wohl und hat wie hier zu sehne bereits fleißige Nachkommen, die sich als Raupen durch das Wachs und die Pollen fressen.
Kalkbrut
Die schwankenden Temperaturen und evtl. die Belastung durch die langen Transporte durch die australische Landschaft, ermöglichten es dem Pilz sich zu verbreiten. Die kranke Brut wurde von den Bienen aussortiert und landete vor dem Flugloch. Es waren jedoch Einzelfälle unter den Völkern, die betroffen waren.
Waldameisen
Speziell im Australischen Busch kamen sie häufiger vor. Dank der speziellen Füße an den Beuten, konnten sie den Bienen jedoch nichts anhaben. Mir ist kein Fall in Australien bekannt geworden, in dem Ameisen ein Bienenvolk ausgeraubt haben.
Das war Australien
Nach drei Monaten und 89 Tagen, ging meine Reise in Australien zu Ende. Doch war es erst der Anfang eines Jahres, welches mir mein ganzes Leben in Erinnerung bleiben wird.
Vielen Dank fürs Lesen soweit. Bald erscheinen auch noch die Seiten über Neuseeland, Kanada und Amerika.
Herzlichste Grüße