Dezember im Bienenjahr
Letzten Varroa-Behandlung und die Arbeit Revue passieren lassen.
Eine Blogartikelserie rund um das Bienenjahr. Erfahre Monat für Monat, wie sich die Natur auf die Bienen auswirkt und wie du als Imker*in darauf reagierst.
Dieser Artikel ist der fünfte Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“.
Wir schauen wieder zunächst darauf, was die Natur in diesem Monat mit den Bienen so macht, bevor wir auf die imkerlichen Arbeiten blicken.
Denn wie du sicherlich bereits erkannt hast, richten sich Imker*innen nach den Bienen und deren Entwicklung und die Bienen nicht nach uns Imkern.
Los geht’s also.
Wie sich die Natur im Dezember auf die Bienen auswirkt.
Fröste überziehen auch die Bienenwohnungen mit Raureif im Dezember des Bienenjahres.
Es mag den Anschein erwecken, dass alles Leben dahin und alle Hoffnung auf Leben in der Natur verloren ist.
Dem ist natürlich nicht so, es ist einfach nur die Zeit der Ruhe und des Friedens.
Es wird weihnachtlich, leider mit einer immer kleineren Wahrscheinlichkeit auf eine weiße Weihnacht, dennoch sind mehrere Tage Frost im Dezember bei uns sehr wahrscheinlich.
Wie gut, dass der Frost den Bienen nichts ausmacht.
Wie schon im November, verweilen die Bienen auch jetzt in der Wintertraube und warten auf wärmere Tage. Ab und zu mag ein Specht an der Bienenbeute klopfen, was zum Aufbrausen der Bienen führt.
Mit jeder solcher oder vergleichbaren Störungen, steigt der Futterverbrauch der Bienen umso mehr an, je länger und intensiver die Störung andauert.
Liegt der erste Frost bereits 21 Tage zurück, befindet sich jetzt keine einzige Brutzelle mehr im Bienenvolk, doch es besteht ein Hoffnungsschimmer.
Hör auf zu suchen, fang an zu Imkern!
Denn am 21. Dezember feiern die Bienen mit der Natur einen Erfolg in Richtung kommende, blühreiche Zeiten.
Vielleicht mag dies ja das Weihnachtsfest der Bienen sein?!
Aber was ist denn nun am 21. Dezember überhaupt los? Stellt sich dir vielleicht die Frage, oder?
Die Tage werden wieder länger.
Der 21. Dezember markiert die längste Nacht des Jahres, ab diesem Datum werden die Tage also wieder länger. Bis die Bienen jedoch ausfliegen, dauert es meist noch bis zum März.
Solange heißt es für die Bienen: Warm halten und still sitzen.
Welche Rückschlüsse lassen sich nun für Imker*innen aus den Entwicklungen der Natur im Dezember ziehen?
Wie gut, dass du inzwischen schon gelernt hast, dass sich deine Bienen nicht ganz in einen Winterschlaf verabschieden.
In Baumhöhlen, den natürlichen Nistplätzen unserer Honigbienen, sorgen nun die dicken Holzwände für eine sehr gute Wärmeisolation. So geht die von den Bienen erzeugte Wärme nur langsam verloren. Es muss weniger geheizt und der Honigvorrat somit seltener angezapft werden.
In einem ganzen Winter benötigt ein Bienenvolk in einer artgerechten Baumhöhle circa 2kg bis 3kg Honig als Vorrat (Schiffer, 2021).
Bei imkerlichen Behausungen sieht dies etwas anders aus. Hier werden die Bienenvölker bewirtschaftet und auch durch fehlende wärmeisolierende Eigenschaften sind nicht selten 20kg Honig Wintervorrat notwendig. Ohne diesen Vorrat könnte sich das Bienenvolk über den Winter nicht warm und am Leben halten.
Während die Völker in Baumhöhlen nun ungestört überwintern, ist es in imkerlichen Beuten dagegen meist notwendig noch einen kleinen Eingriff ins Volk vorzunehmen.
In der nun meist brutfreien Zeit können die bewirtschafteten Bienenvölker optimaler Weise gegen die Varroamilben behandelt werden.
Durch eine letzte Behandlung im Jahr, verhinderst du gerade bei intensiv bewirtschafteten Völkern eine zu hohe Anfangspopulation an Milben im nächsten Frühjahr.
In imkerlichen Beuten, die Bienen mit Oxalsäure von den letzten Varroamilben befreien.
Zu einem im September bereits erwähnten ganzheitlichen Varroakonzept der imkerlich gehaltenen Völker gehört meist auch die Behandlung der brutfreien Bienenvölker im Dezember.
Während du im Herbst auf natürliche Säuren zur Behandlung setzt, deren Wirkung es bis in die Brutzellen schafft, kommt im Dezember häufig eine natürliche Säure zum Einsatz, die nur auf den Bienen ihre Wirkung entfalten kann.
Wenn du also in imkerlichen Beuten im Dezember behandeln musst, dann greife auf die bewährte und konzentrierte Oxalsäure zurück, welche auf ganz natürliche Weise z. B. im Rhabarber zu finden ist.
Doch Achtung, vor der Behandlung folgt erstmal die Anamnese. Behandle bzw. störe dein Volk also nicht ohne triftigen Grund. Das wird es dir danken.
Wie eine Oxalsäurebehandlung in imkerlichen Beuten funktioniert:
Vor jeder Behandlung ist eine Anamnese durchzuführen!
Behandle zum Wohle deiner Bienenvölker also nicht aus Prinzip, sondern nur, wenn der natürliche Totenfall der Milben jetzt bei mehr als 0,5 Milben pro Tag liegt.
Den natürlichen Totenfall der Varroammilben kannst du z. B. mit einer Kontrollschublade feststellen, die wir uns im November schon angesehen haben.
Wähle für eine Behandlung optimaler Weise Temperaturen von 0°C oder kälter, damit die Bienentraube eng zusammen sitz und die Bienen die Säure gut verteilen können.
Trage Schutzkleidung (Brille, Gummihandschuhe, Maske und ggf. eine Schürze) und halte einen Wassereimer für Notfälle bereit.
Auch wenn es meist nur eine 3,5%-ige bzw. eine 5,7%-ige Oxalsäurelösung ist, es bleibt eine Säure!
Für die Anwendung an deinen Völkern kann ich dir übrigens Oxuvar empfehlen. Schau gerne mal bei Amazon vorbei*, falls du das Medikament gleich kaufen magst.
Ziehe pro Volk 50ml fertige Oxalsäurelösung mit einer Dosierspritze auf.
Geeignete Spritzen kannst du z.B. auch auf Amazon* erwerben und damit meine Arbeit unterstützen.
Öffne das Bienenvolk und schätze die Volksstärke ein.
Je nach Volksstärke gibst du zwischen 30 ml und 50 ml auf die Bienentraube.
Jetzt verteilen die Bienen von selbst die Lösung in der ganzen Bienentraube.
Haben sich alle Bienen “eingecremt”, verbrennen sich die auf den Bienen sitzenden Milben ihren Saugrüssel, wodurch fast alle Milben auf kurz oder lang durch Nahrungsmangel sterben.
Nach der Behandlung schiebst du die Kontrollschublade ein, um den Behandlungserfolg später feststellen zu können.
Hat die Behandlung gewirkt?
Bereits im November haben wir uns den Prozess angeschaut, mit dem du die Milbenbelastung durch die Analyse des Gemülls der Völker feststellen kannst.
Eine Kontrollschublade hat nach der Oxalsäurebehandlung im Dezember Hundert tote Varroamilben aufgefangen. Die Behandlung hat gewirkt, doch ist der natürliche Totenbefall nun auch innerhalb des Richtwerts? Dazu ist in imkerlichen Beuten eine weitere Untersuchung notwenig.
Nach der Behandlung im Dezember sind auf der Kontrollschublade dann auf einen Schlag mit unter Hunderte tote Milben zu finden, vorausgesetzt die Behandlung hat auch tatsächlich gewirkt.
Dieser Totenbefall ist dann zwar ein guter Anhaltspunkt, jedoch noch nicht der zu überprüfende, natürliche Totenbefall der Milben nach der Behandlung.
Erst rund 2 Wochen nach der Behandlung kontrollierst du (optional weiterhin mit der Kontrollschublade) den natürlichen Varroabefall, so wie im November bereits beschrieben.
Nun bist du in der Lage das Ergebnis mit deinen notierten Werten aus dem letzten Monat zu vergleichen.
Voila, fällt nun kaum noch eine Milbe, dann kannst du folgerichtig ablesen, das die Behandlung geholfen hat und der natürliche Totenbefall nun unter dem Schwellenwert von jetzt 0,5 Milben pro Tag liegt.
Hör auf zu suchen, fang an zu Imkern!
Schau am Bienenstand nach dem Rechten.
Imkerliche Beuten wie die Segeberger Kunststoffbeuten isolieren jetzt im Winter das Bienenvolk etwas besser als vergleichbare Holzbeuten.
Es kann wirklich nicht schaden, wenn du im Dezember vor die Tür gehst und bei den Bienen vorbeischaust. Insbesondere nach einem Sturm.
Natürlich schaust du nicht in die Völker hinein, denn das würde eine zu große Störung bedeuten. Vielmehr überprüfst du, ob noch alles an Ort und Stelle steht und deine Bienenwohnungen unversehrt sind.
Wie heißt es? „Wer schreibt, der bleibt“!
Ein Imker notiert sich nach der Volkskontrolle seiner imkerlichen Beuten, den Volkszustand, Honigertrag etc.
Die jetzige ruhige Zeit im Dezember und in den kommenden Monaten lädt dich ein, dich mit deinen Notizen auseinander zu setzen. Diese Notizen solltest du im noch aktuellen Kalenderjahr über deine Arbeit an den Bienen angefertigt haben.
Was ich sagen will:
Ein Bienenjahr ist voller Ereignisse und es ist das Schönste, in kalten Wintertagen das Imkerjahr Revue passieren zu lassen.
Zudem kannst du aus deinen Mitschriften eine Menge lernen und im nächsten Frühjahr evtl. Verbesserungen vornehmen, neues ausprobieren oder noch optimaler planen.
Was in deinen Stocknotizen eines Bienenjahres stehen sollte:
Bei Baumhöhlensimulationen: Wann hast du deine Bienen fliegen sehen können? Welche Tage waren das? Hast du dabei etwas besonderes festgestellt?
Bei imkerlichen Beuten: Evtl. auch, wann du welche imkerliche Tätigkeiten an den Völkern gemacht hast?
Nur bei imkerlichen Beuten: Welche Medikamente hast du eingesetzt und wann?
Bei Baumhöhlensimulationen: Wann flogen am meisten Bienen aus der Baumhöhle? Wann und wie oft hat sich das Volk geteilt bzw. ist es geschwärmt?
Bei imkerlichen Beuten: Wie hat sich die Volksstärke deiner Bienen von Durchsicht zu Durchsicht verändert?
Gab es Auffälligkeiten?
Bei Baumhöhlensimulationen: Flog ein Volk aus, obwohl ein anderes Volk seine Bienen zuhause lies? Wenn du einen Honigring verwendet hast? Konntest du dieses Jahr ein paar Kilogramm Honig ernten?
Bei imkerlichen Beuten ggf. auch: War ein Volk z. B. Drohnenbrütig (worüber wir uns im Monat September bereits unterhielten)? Oder war ein Volk besonders fleißig beim Nektarsammeln?
Vielleicht hast du auch festgehalten, wann welche Pflanzen in deiner Umgebung geblüht haben.
Wenn du den Zeitaufwand beim Imkern dokumentiert hast, dann finden sich ebenfalls Antworten über die Arbeit an deinen imkerlichen Beuten in den Notizen wieder.
Lesen pildet immer noch ; )
Wusstest du, das ein Sprichwort in der Imkerschaft lautet, dass zwei Imker*innen drei Meinungen haben? Das ist wirklich so.
Und wusstest du, dass wohl die meisten Imkerbücher für Anfänger nur eine Art zu imkern lehren und dir nichts von der großen Vielfalt der Bienenhaltung auch in deinem Garten erzählen?
Auch das ist wirklich so und deshalb war es für mich höchste Zeit, selber ein Buch zu schreiben!
Denn die Imkerei ist so individuell, wie jeder und jede Imker*in es selbst ist und deshalb braucht es ein Buch, dass dich an die Hand nimmt und dir ermöglicht deinen Weg beim Imkern zu finden.Mein Buch “Glücklich Imkern – Bienenhaltung für Anfänger auch ohne Imkerkurse” ist ein Buch für alle, die bei der Bienenhaltung den Überblick behalten wollen.
Bienen verstehen | Glücklich Imkern | Flexibel Lernen
Auch wenn jedoch alle Imker*innen unterschiedlich sind, sollten wir alle doch in einem Punkt übereinstimmen:
Wir sollten uns immer bestmöglich um die Honigbienen kümmern!
Um das jedoch bestmöglich zu tun, ist eine fundierte Ausbildung einfach notwendig. Nur was wir kennen, können wir schützen.
Also, eine Möglichkeit die ruhige Zeit im Dezember zu nutzen und sich fortzubilden ist das Lesen von Fachliteratur in Form von Büchern.
Nutze die Zeit, gerade als Anfäger*in, um Imkerbücher zu lesen.
Und hey, ein Buch wäre doch ein perfektes Weihnachtsgeschenk.
Du musst es nur rechtzeitig dem Weihnachtsmann mitteilen 🙂
Die passende Auswahl an Imkerbüchern findest du auf meiner Bücherseite. Dort sind alle Werke aufgelistet, die ich selber gelesen habe.
Und wenn es mein eigenes Buch unterm Baum (oder zu einem anderen Fest) sein soll, dann findest du hier mehr über Glücklich Imkern heraus.
P. S.
Falls du schnell fundiert und zielstrebig ein Bienenvolk verstehen möchtest, dann wäre vielleicht auch meine BeeExpert Ausbildung genau das Richtige für dich.
Auf jeden Fall haben wir mit diesen Zeilen zumindest das Fest im Dezember beendet.
Behalte die Geschehnisse im Blick und erinnere dich immer daran, dass beim Imkern mit imkerlichen Beuten eines zumindest noch etwas länger sicher ist: die Varroamilbe.
Mit einer artgerechten Baumhöhle dagegen brauchst du dir jedoch keine Gedanken über die Milbe machen, hier übernehmen die Bienen selbst die Regulierung dieses Parasiten.
Vergesse auch nicht, dass fortbildende Imker*innen besser imkern als andere, die es nicht tun. Wissen ist macht! Wusste ich es doch…
Darauf erstmal frohe Weihnachten!…
Gut, wenn du das liest ist es vielleicht noch nicht so weit…
Summende Grüße
Felix, dein glücklicher Imker
Du hast nun den fünften Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“ erfolgreich gemeistert!
Ich hoffe dir hat der Beitrag gefallen, dann schreibe das gerne in die Kommentare oder teile den Beitrag mit allen, die mehr über das Bienenjahr wissen sollten.
Dann bist du jetzt bereit für den nächsten Schritt in den Januar.
Während das kalendarische Jahr beginnt, hat bei den Bienen das Jahr schon längst begonnen, doch was passiert denn im Januar bei den Bienen genau?
Lass uns jetzt gemeinsam im Artikel Januar nachsehen.
Nochmals summende Grüße und einen BeeHappy Tag für dich!
Felix, der glückliche Imker
Zum Teil 6 der Blogartikelserie “Rund um das Bienenjahr | Der Januar