November im Bienenjahr
Begeisternde Wintertraube und aufschlussreicher Befund
Eine Blogartikelserie rund um das Bienenjahr. Erfahre Monat für Monat, wie sich die Natur auf die Bienen auswirkt und wie Du als Imker*in darauf reagierst.
Dieser Artikel ist der vierte Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“.
Wir schauen zunächst wieder darauf, was die Natur in diesem Monat mit den Bienen so macht, bevor wir auf die Bienen und imkerlichen Arbeiten im November blicken.
Denn wie du weißt, richten sich Imker*innen nach den Bienen und deren Entwicklung und nicht umgekehrt.
Wie wirkt sich die Natur im November also auf die Bienen aus?
Der erste Frost des Winters lässt die Bienen in der Behausung eng zusammenrücken.
Die Tagestemperaturen sind zumindest Nachts nur noch selten im zweistelligen Bereich und liegen sogar häufiger im Minusbereich.
Es gibt die ersten Fröste und zum Ende des Monats haben die Bäume ihre Blätter so gut wie komplett verloren.
Es blühen keine Pflanzen mehr. Nur wenn du Glück hast entdeckst du noch vereinzelt noch blühende Flächen mit z.B. Besenheide.
Im Bienenstock sind inzwischen die letzten Sommerbienen verstorben und es sind fast ausschließlich Winterbienen im Volk übrig geblieben.
Somit ist die Volksstärke auf ca. 7 bis 10 Tausend Bienen pro Volk gesunken.
Drei Wochen nach dem ersten Frost wird es im Volk keine Brut mehr geben. Damit ist dann im Dezember zu rechnen.
Während wild lebende Honigbienenvölker in Baumhöhlen ohne imkerliche Hilfe gesund in den Winter gehen, sieht das bei bewirtschafteten Bienenvölkern in imkerlichen Beuten anders aus.
In imkerlichen Beuten, den Behausungen, die meist uns Menschen mehr dienen als den Bienen selbst, müssen sich Imker*innen um die Gesundheit der Völker kümmern.
Der Preis, um in das Volk reinschauen zu können, Honig zu ernten oder mit den Bienen zu arbeiten, besteht darin, dass sich die Bienen meist nicht mehr selbst gegen Parasiten, wie z. B. der Varroamilben verteidigen können.
In imkerlichen Beuten sitzen im November, der fast brutfreien Zeit, die Varroamilben nicht mehr in der Bienenbrut, sondern tummeln sich direkt auf den Bienen.
Auch die Varroamilben versuchen nun ebenfalls den Winter zu überleben.
Wenn es deine Behausung zulässt und du im November einen Blick in das Innere eines Bienenvolks wagst, dann entdeckst du eine eng zusammen gerückte Traube.
In dieser imkerlichen Beute kann bequem in die Wohnung der Bienen geschaut werden. Die Bienen können mit dieser Behausung bewundert und bearbeitet werden. So ist im November auch die Wintertraube leicht zu erkennen.
Im November haben die Honigbienen die Gestalt einer Wintertraube angenommen. Ein Bienenvolk hält sich so gemeinsam über den Winter warm und überdauert die kalte Jahreszeit.
Aber wie machen die Bienen das genau? Wie halten sie sich eigentlich warm?
Das schauen wir uns jetzt mal an.
Hör auf zu suchen, fang an zu Imkern!
Wintertraube der Bienen – Was passiert da eigentlich?
Ab einer Temperatur von 12°C ziehen sich die einzelnen Arbeiterbienen zu einer Traube bzw. Kugel zusammen.
Sinkt die Temperatur weiter ab, so wird die Wintertraube immer kleiner, denn das spart Energie.
Im Frühling und Sommer waren alle Waben dieser imkerlichen Beute noch besetzt. Jetzt im November rücken die Bienen jedoch eng zusammen, um nicht auszukühlen.
In dieser Wintertraube wandeln die Honigbienen ihren Wintervorrat an Honig in Wärme um. Einzelne Bienen nehmen dabei den energiereichen Honig auf und sorgen durch Muskelbewegungen dafür, dass aus Honig Wärme wird.
Honigbienen machen also keinen Winterschlaf wie z. B. Bären oder andere Tiere. Im Gegenteil, sie sind weiterhin aktiv und emsig.
Die Wintertraube besteht aus mehren in sich rotierenden Schichten, die von außen nach innen immer wärmer werden.
Durch den Wechsel der Arbeiterinnen von außen nach innen und wieder zurück, kommt jede Arbeiterbiene mehrmals in den Genuss der höheren Temperaturen im Innern der Traube.
Ganz im Zentrum ruht die Königin und während die Bienen auf der äußersten Schicht eine Art Schutzhülle bilden, wandeln die Arbeiterinnen darunter den Honigvorrat in Wärme um.
Bei der Erzeugung von Wärme in der Wintertraube können die Bienen übrigens etwas, was du vom Autofahren kennst. Sie nehmen den Gang raus und geben ordentlich Gas.
Was passiert dann bei den Bienen?
Richtig! Anstatt sich wie ein Auto vorwärts zu bewegen, heult nur der Motor auf und erzeugt Wärme. Die Bienen haben also ihre Flügel ausgekoppelt und sorgen immer wieder mit ihren auf Hochtouren laufenden “Flügelmotoren“ für Wärme.
Bei der Wärmeerzeugung ist ein Bienenvolk dabei zu erstaunlichem Fähig.
So fand der Bienenforscher Bernd Heinrich heraus,
„dass die Temperatur auf der Außenseite der Traube […] immer über 17°C gehalten wird; das gilt sogar dann, wenn die Umgebungstemperatur bis zum Gefrierpunkt sinkt“ (vgl. Seeley, Bienendemokratie 2010: 175).
Im Innern kann ein Bienenvolk sogar für eine Temperatur von 35°C sorgen.
So lassen es sich die Bienen selbst im kältesten Winter gutgehen, indem sie ihre Traube in einem ständigen Aufheizen- Abkühlen-Prozess insgesamt am Leben erhalten.
Beeindruckend, oder?
Ich sag es dir, die Beschäftigung mit den Bienen und die Bienenhaltung insgesamt ist eine faszinierend begeisternde Beschäftigung fürs Leben!
Wenn du übrigens mehr über das wunderbare Leben der Bienen erfahren möchtest, dann schau doch mal bei meiner BeeExpert Ausbildung für dich vorbei.
Welche Rückschlüsse lassen sich nun für Imker*innen aus den Entwicklungen im November ziehen?
Bei der Beobachtung des Flugverkehrs deiner Bienen, die in einer artgerechten Baumhöhle bei dir eingezogen sind, ist im November nichts zu sehen.
Die Bienen bleiben in der Behausung zurück und das einzigste, was du jetzt tun kannst, ist dich schon jetzt auf das kommende Frühjahr freuen, wenn es endlich wieder summt.
Auch als Imker*in mit einer imkerlichen Beute hast du in diesem Monat fast nichts zu tun.
Auch umfangreiche Arbeiten an den Bienen brauchst du im November nicht vornehmen. Die Bienen brauchen nun Ruhe, auch vor den neugierigsten Imker*innen.
Dennoch solltest du mit deinen Bienen in imkerlichen Beuten noch immer an die Varroamilbe denken.
Zur Erinnerung, im Gegensatz zu einer artgerechten Baumhöhlensimulation in deinem Garten, bist du mit imkerlichen Beuten selbst für die Gesundheit deiner Bienen verantwortlich.
Deshalb gilt im November für dich:
Ermittle den natürlichen Totenbefall der Varroamilbe, wenn du Bienen in imkerlichen Beuten hältst.
Bereits im Oktober dieser Blogartikelserie habe ich die Kontrollschublade erwähnt, mit der du in der Lage bist, den natürlichen Totenbefall der Varroamilbe zu kontrollieren.
Im November ist es nun an der Zeit, sich damit auf die letzten Behandlung der Varroamilbe im Dezember vorzubereiten.
Um dich vorzubereiten und die Milben auszuzählen musst du dich etwas damit auskennen, was von einem Bienenvolk alles abfällt (z.B. tote Varroamilben).
Kurz gesagt, lerne das Gemüll eines Bienenvolkes in einer imkerlichen Beute zu lesen.
Wie du aus dem Gemüll eines Bienenvolkes den Milbenbefall einschätzen kannst.
Auf einer Kunststoffschublade, die in einer imkerlichen Beute unter das Volk geschoben werden kann, sammelt sich das Gemüll eines Volkes.
Das Wort “Gemüll” beschreibt in der Imkerei alle Teilchen, die von einem Bienenvolk herunter- bzw. abfallen.
Und so gehören nicht nur tote Varroamilben zum Gemüll eines Bienenvolkes, sondern noch viel mehr…
Zum Gemüll eines Bienenvolkes gehören so u.a.:
- Bienenwachsteile
- Pollenkörner
- Zelldeckel von geöffneten Brut- oder Honigzellen
- tote Varroamilben
- evtl. Körperteile verstorbener Bienen (Flügel, Fühler, Beine etc.)
- Kot von Bienen, der ggf. auf eine Durchfallerkrankung der Bienen deuten könnte.
- Kot von Mäusen, Motten oder Käfern.
All diese Inhaltsstoffe im Gemüll eines Bienenvolkes können dir nicht nur Aufschluss über den Zustand der Bienen in imkerlichen Beuten liefern, sondern zeigen dir auch an, wo sich die Bienen in der Wintertraube gerade aufhalten.
Auch ob die Honigbienen gerade durch z. B. Mäuse gestört werden (Mäusekot im Gemüll) kannst du dem Gemüll ablesen.
So, kommen wir nun wieder zurück zur Varroamilbe.
Denn im November wollen wir neben den vielen Teilen im Gemüll vor allem die toten Varroamilbe über einen Zeitraum von optimalerweise 3-4 Tagen ermitteln.
Und das geht konkret so:
So ermittelst Du den natürlichen Totenbefall der Varroamilbe in imkerlichen Beuten:
Du schiebst die Kontrollschublade unter das Bienenvolk. Dafür sollte deine imkerliche Beute einen offenen Boden haben.
Eine Kontrollschublade wird in eine imkerliche Beute eingeschoben.
Sollte deine imkerliche Beute keine Möglichkeit bieten eine Schublade einzuschieben, dann kannst du versuchen das Gemüll deiner Bienenvölker anderweitig zu sammeln, um dann die toten Milben zu zählen. Evtl. gelingt dies über einen Schieber durch das Flugloch etc.
Einfacher geht es jedoch mit einer imkerlichen Beute inkl. Kontrollschublade.
Nach 3-4 Tagen entfernst du die Schublade und hältst Ausschau nach kleinen roten Milbenkörpern.
In den roten Kreisen ist mit dem bloßen Auge jeweils eine Varroamilbe zu sehen.
Du zählst die toten Varroamilbe und schreibst das Ergebnis auf.
Beurteile dein Ergebnis und ordne es nach dem Befallsgrad ein.
Nach 4 Tagen solltest du im November ca. 2 Milben oder weniger zählen (0,5 Milben/Tag).
Keine Sorge, wenn es mehr Milben sind, im Dezember behandeln wir ja deshalb noch einmal.
Es geht im November zunächst nur darum, den Milbenbefall festzuhalten.
So hast du ein Testergebnis vor der Behandlung und kannst dieses Ergebnis im Dezember nach der Behandlung, mit der Anzahl natürlich sterbender Milben vor der Behandlung vergleichen.
Dieser Vergleich zeigt dir, ob die Behandlung gewirkt hat.
Vorbereitende Arbeiten, für Imker*innen mit imkerlichen Beuten, die schon im November erledigt werden können.
Du liebst es dich mit den Bienen zu beschäftigen, hast in der letzten Saison reichlich Honig geerntet oder kleine neue Bienenvölker aus größeren Wirtschaftsvölkern erstellt (Ablegerbildung) und imkerst damit mit imkerlichen Beuten?
Dann ist es für dich persönlich im November bestimmt schön, die vergangene Saison einmal Revue passieren zu lassen.
Mach dir also kein Stress wo keiner ist mit vorbereitenden Arbeiten für die nächste Saison.
Du hast noch Zeit bis Anfang März, um das Material für deine Bienen vorzubereiten, welches du in der nächsten Saison wieder verwenden wirst.
Mit 3 bis 5 Völkern schaffst du diese vorbereitenden Arbeiten als Imker*in mit imkerlichen Beuten locker an weniger als zwei Tagen. Bleiben dir also bis März noch ca. 120 Tage übrig 😉
Wenn du jedoch schon jetzt mit der Vorbereitung beginnen möchtest, dann kannst du ggf. schon mal folgendes im November erledigen:
Repariere und/oder reinige leere Bienenbeuten.
Die Rähmchen auf Vordermann bringen.
Reinige also die Holzrahmen der im Oktober geschmolzenen, dunklen Bienenwaben.
Und…
versehe (optionalerweise) die geputzten Rähmchen wieder mit einer Wachsplatte, um den Bienen eine Baugrundlage anbieten zu können .
Mit einem Lötgerät wird der Draht im Rähmchen erwärmt und so die Wachsplatte innerhalb des Rähmchens fixiert. Sie fällt damit nicht mehr aus dem Holzrahmen und kann in der imkerlichen Beute bebaut werden.
Dein Imkerwerkzeug reinigen (Stockmeißel, Besen, ggf. Smoker oder Schutzanzug).
Lesen “pildet” 😉 !
Nutze den Winter, um dir Wissen über die Bienen und Imkerei anzueignen.
Das du gerade meinen Blog liest ist schon mal eine sehr gute Voraussetzung, um dir langfristig das Wissen über die Bienen und Imkerei anzueignen.
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Schau dir gerne mal die kostenlose Leseprobe an.
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Klingt spannend?
So, genug Eigenwerbung 😉
Neben meinem Blog, Buch, Ausbildungen und Kursen gibt es noch eine Menge andere Imkerbücher, da ist wirklich für jeden etwas dabei.
Welche Bücher für dich infrage kommen könnten, kannst du vielleicht beim Lesen meiner Rezensionen und der Imkerbücherauswahl nachlesen.
Behalte die Geschehnisse im November im Blick und erinner dich immer daran, dass die Bienen nicht nur mit ihrer Wintertraube gefährlich begeisternd sind.
Diese Erkenntnis sollte dir dann über die vielleicht weniger begeisternden Tätigkeiten (wie dem Putzen der Rähmchen) im November hinweghelfen…
Felix, dein glücklicher Imker
BeeHappy, be more nature.
Du hast nun den vierten Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“ erfolgreich gemeistert!
Ich hoffe dir hat der Beitrag gefallen, dann schreibe das gerne in die Kommentare oder teile den Beitrag mit allen, die mehr über das Bienenjahr wissen sollten.
Gut, dann bist du nun bereit für den nächsten Schritt in den Dezember.
Ob im Bienenvolk auch eine weihnachtliche Stimmung herrscht?…
Lass es uns jetzt gemeinsam im Artikel Dezember nachsehen.
Summende Grüße
Felix
Zum Teil 5 der Blogartikelserie “Rund um das Bienenjahr | Der Dezember
Mahlow
8. November 2020 @ 14:45
Deine Website ist echt die Beste
Es gibt keine, die mehr hilft.
Arnold
8. November 2020 @ 12:41
Mein Bienen Kasten ist unten geschlossen
Wie gross sollte ich die Öffnung ein schneiden?
Felix
9. November 2020 @ 6:59
Hallo Arnold,
vielen Dank für deine Nachricht.
Für die Varroakontrolle ist es nicht zwingend Notwendig mit einer Schublade zu arbeiten bzw. ein Loch in den Boden zu schneiden.
Je nach Behausung, kannst Du z. B. auch die toten Milben mit einem Abkehrbesen vom Beutenboden abfegen und auszählen.
Auch aufgrund des Wärmehaushalts im Bienenvolk, würde ich dir tatsächlich davon abraten ein Loch in den Boden zu schneiden.
Stattdessen bietet es sich je nach Beute mehr an, einen Schlitzt an der Beutenseite, knapp über dem Beutenboden zu sägen.
So kannst Du die Varroaschublade oder ein Schied durch den Schlitz bequem einschieben und den Schlitzt wieder verschließen.
Ein verschließbaren Seitenschlitz an der Beute, zum Einschieben einer Varroakontrollschublade, hat dabei zwei Vorteile:
Schreib mir doch gerne, welche Beute du genau verwendest, dann kann ich dir spezifischere Tips geben 🙂
Solltest Du zudem noch Fragen haben, melde dich gerne.
Summende Grüße
Felix