Oktober im Bienenjahr
Ein letzter Bienencheck und Zeit für die ersten Vorbereitungen.
Eine Blogartikelserie rund um das Bienenjahr. Erfahre Monat für Monat, wie sich die Natur auf die Bienen auswirkt und wie du als Imker*in darauf reagierst.
Dieser Artikel ist der dritte Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“.
Wir schauen wieder zunächst darauf, was die Natur in diesem Monat mit den Bienen so macht, bevor wir auf die imkerlichen Arbeiten blicken.
Denn wie du weißt, richten sich Imker*innen nach den Bienen und deren Entwicklung und nicht umgekehrt.
Los gehts’s
Wie sich die Natur im Oktober auf die Bienen auswirkt.
Der goldene Oktober, wie er meist genannt wird, ummantelt die Bienen mit immer niedrigere Temperaturen und zum Ende des Monats sind die ersten Nachtfröste zu erwarten.
Die letzten Spätsommerpflanzen senken ihre Blüten und werfen ihre Samen ab.
In der Natur kannst du dich jetzt noch an der ca. 1 Meter hohen Goldrute und dem blühenden, immergrünen Efeu erfreuen.
Auch die Besenheide lächelt den Bienen und Menschen ein letztes Mal mit ihrer Blüte zu, denn nur bis in den November steht sie in Blüte.
Eine Honigbiene sammelt die letzten Pollen und Nektar aus den Blüten der Heidepflanze.
Tagsüber sammeln Honigbienen somit verbliebene Pollen ein und schlürfen die letzten Nektartropfen aus den Blütenkelchen der Herbstblüher im Bienenjahr.
Während die noch sammelnden Sommerbienen allmählich versterben, hüten die Winterbienen den Lebenskeim des Volkes für den Fortbestand der Bienen. Erst in den letzten Monaten sind zahlreiche Winterbienen entstandenen und lösen die Bienen aus dem Sommer ab.
Ein Bienenvolk beherbergt neben der einzigen Königin jetzt nur noch wenige Sommersammlerinnen, denn den Hauptteil stellen die Winterarbeiterinnen dar.
Im anstehenden Bienenwinter überleben nur die weiblichen Tiere. Die Männchen müssen den Bienenstock verlassen.
Die Männchen sind bereits im August aus den Bienenvölkern vertrieben worden. Dieses Phänomen passiert jedes Jahr bei bei der sog. Drohnenschlacht.
Hör auf zu suchen, fang an zu Imkern!
Im Oktober umfasst ein Bienenstock noch schätzungsweise 16.000 Insekten.
Schwächere Völker versterben nun in der freien Natur und machen Platz für die stärkeren Völker, die besser mit den Gegebenheiten der ewigen Natur zurecht kommen.
Auch in imkerlichen Beuten würden zu schwache Bienenvölker nun versterben. Ohne imkerliche Eingriffe sind sie spätestens ein paar Wochen nach den ersten Frösten verstorben.
Ungebetene Gäste bei den Bienen im Oktober
Ein Honiggefüllter Baumstamm mit Honigbienen ist in der Natur für viele Tiere interessant. Spechte schauen so nicht selten bei den Bienenvölkern vorbei.
Ein kurzes Summen der Bienen lässt den Höhlenbewohner jedoch schnell verschwinden, denn nur ein einziger Stich würde den Vogel töten.
An imkerlich betreuten Bienen, die meist in Bodennähe aufgestellt sind, bietet sich den Bienen dagegen eine tödliche Gefahr. Ein Aufsummen der Bienen alleine ist hier meist nicht hilfreich.
Ist das Flugloch bei imkerlichen Beuten zu groß, schaffen es auch vereinzelt Mäuse in das Volk einzudringen. Das hat Folgen für die Bienen.
Sollten es Mäuse schaffen in die Bienenvölker einzudringen, leidet die Harmonie im Volk und wertvolle Energie geht durch die Unruhe verloren.
Eine Maus ist in eine imkerliche Beute eingedrungen und hat darin überwintert. Fatal für das Bienenvolk, denn diese Störung hat es nicht überlebt.
So manche Völker können, wegen der Störung durch ungebetene Gäste, in den nächsten Monaten versterben.
Welche Rückschlüsse lassen sich nun für Imker*innen aus den Entwicklungen im Oktober ziehen?
Wie du merkst, nimmt die Aktivität der Natur ab und damit auch die Bienenaktivität.
Seit dem Beginn des Bienenjahres im August bis jetzt zum Oktober fahren die Bienen ihre emsigen Tätigkeiten weiter herunter.
Leben Honigbienen auf deinem Grundstück in einer artgerechten Baumhöhle, dann wirst du jetzt kaum noch Bienen draußen beobachten können.
Als Imker*in mit imkerlichen Beuten stehen für dich dagegen bereits ein paar Arbeiten an, die du im Oktober erledigen solltest.
Denn so langsam kannst du dich bereits auf die Zeit nach dem Winter vorbereiten.
Lass uns deshalb nun darauf schauen, was du erledigen kannst, wenn du mit einer imkerlichen Beute imkerst und dir im Oktober Zeit für die Bienen nimmst.
Als Artenschützer*in für Honigbienen kannst du dich dabei ganz entspannt zurück lehnen. Deine Bienen haben sich im Oktober in der Regel bereits mit allem versorgt, was sie für eine erfolgreiche Überwinterung benötigen.
Imkerliche Beuten vor Stürmen und Mäusen schützen.
Im Oktober kann es schon mal kräftig winden und damit deine Beuten mit den Bienen dann nicht verschwinden oder von Mäusen bewandert werden, empfiehlt sich folgendes Vorgehen für dich:
Verwende einen Spanngurt für deine Beuten, den du um deine Bienenbeuten festzurrst.
So fallen die Einzelteile der Beute auch bei starkem Wind nicht auseinander und du verhinderst ebenfalls, das dein Volk dieses Unglück nicht übersteht.
Denn Bienen sind im Herbst nur zusammen in der Wintertraube stark.
Es ist unbedingt ratsam Bienenbeuten bei einem zu großen Flugloch mit einem Mäuseschutz zu versehen.
Wenn du dir verdeutlichst, dass die kleinsten Mäuse wie z. B. die Spitzmaus zwischen 6 cm und 10 cm groß sind (vgl. Wikipedia), hast du ungefähr eine Vorstellung, wie fein die Maschen deines Mäusegitters mindestens sein müssen.
Bienen passen mit einer Körperlänge von bis zu 18 mm dann immer noch problemlos durch den Mäuseschutz.
Überprüfe ebenfalls, ob deine Bienen von einer möglichen Überschwemmung bei viel Regen betroffen sein könnten.
Wenn du darin eine Gefahr siehst, leite unbedingt Schutzmaßnahmen für die Völker ein und stelle die Völker zum Beispiel noch bodenferner auf. Auch ein Standortwechsel ist im Fall der Fälle anzustreben.
Ein letzter Check der Bienen in imkerlichen Beuten.
Bienen in imkerlichen Beuten leben häufig auf Waben, die von ihnen in Holzrahmen (Rähmchen) gebaut wurden. Eine Einblick in die Völker durch Imker*innen ist so möglich.
Im Oktober ist es ruhig geworden und du bist kaum noch bei den Bienen. Dennoch solltest du jetzt wie oben schon gelesen einen letzten Check vornehmen.
Überprüfe bei deinen Bienen im Oktober deshalb folgendes:
Haben meine Bienen in der imkerlichen Beute genügend Futter für den Winter?
Ist die Varraobelastung im Bienenvolk so gering, dass der natürliche Totenbefall der Milben bei nicht mehr als 0,5 Milben pro Tag liegt?
Mehr zur Kontrolle des natürlichen Varroatotenbefalls, mit einer Kontrollschublade, liest du im November dieser Blogartikelserie.
Sind meine imkerlichen Beuten und damit die Bienen im kommenden Winter vor Störungen, Stürmen und Überschwemmung geschützt?
Was passiert eigentlich mit alten Waben in imkerlichen Beuten?
Bienenvölker bebrüten ihre Waben mehrmals in einer Saison, wodurch diese immer dunkler werden.
Auf natürliche Weise kommen Bienenvölker in Baumhöhlen mit diesen dunklen Waben zurecht. Hier sorgen mehrere Faktoren für ein gesundheitliches Gleichgewicht trotz dunkler (alter) Waben.
Anders sieht die Situation in imkerlichen Beuten aus. Hier müssen Imker*innen die Gesundheitsvorsorge der Bienen übernehmen, dazu gehört auch die Wabenhygiene und das Austauschen dunkler Waben.
Wie genau werden Brutwaben dunkel?
Durch den Mobilbau ist es zwar möglich in ein Bienenvolk hineinzusehen und einzelne Waben zu entnehmen, dafür müssen Imker*innen jedoch die Gesundheitsvorsorge ihrer Bienen übernehmen. Dunkle Brutwaben (siehe Foto) sollten deshalb regelmäßig ausgetauscht werden. So ist wieder Platz für den Bau frischer Waben.
Jedes Mal, wenn eine kleine Babybiene aus einer Zelle auf einer Wabe schlüpft, lässt sie ihre Kleidung zurück. Eine Bienenlarve häutet sich 6 mal, bevor sie als fertige Biene schlüpft.
Nach dem Schlupf lässt die Biene dann ihre Häute in der Zelle zurück. Dadurch wird das ursprünglich schneeweiße Bienenwachs immer dunkler und dunkler. Mit jedem weiteren Schlupf aus einer sechseckigen Zelle.
Was du mit zu dunklen Waben machen kannst.
Im Zuge deiner möglichen Laufbahn als Imker*in mit imkerlichen Beuten wirst du reichlich dunkle Waben ansammeln. Was also tun damit? Schließlich enthalten diese Waben neben den Bruthäutchen wertvolles Bienenwachs.
Du solltest deinen Bienen ihr Bienenwachs also nicht stehlen, sondern es recyceln.
Mit einem Wachsschmelzer gelingt es dir Bienenwachs und Bruthäutchen voneinander zu trennen, um das Bienenwachs von dunklen Altwaben wieder im Bienenvolk einsetzten zu können.
Die Idee besteht darin, dass du das Wachs der alten Waben von den Larvenhäuten trennst. Das gewonnene Bienenwachs kannst du deinem Volk danach wieder zur Verfügung stellen. Zum Beispiel als Bauvorlage.
Dunkle und alte Waben einschmelzen – So geht’s!
Dunkle Waben sammeln sich im Laufe einer Saison an und werden meist im Frühjahr den Völkern entnommen. Im Oktober solltest du deshalb bereits viele dunkle Waben gesammelt haben.
Erst zum jetzigen Zeitpunkt dunkle Waben aus dem Volk zu nehmen, macht beim bewirtschaften von Honigbienen keinen Sinn und würde dem Volk eher schaden.
Zumal in den jetzigen Waben eines Volkes das Winterfutter gelagert ist. Dieses benötigen die Bienen unbedingt für den Winter.
Du hast das nötige Werkzeug für das Einschmelzen der Bienenwaben, also z. B. einen Dampfwachs- oder Sonnenwachsschmelzer.
Beim Schmelzvorgang trennst du Bienenhäute und das Bienenwachs.
Das ausgeschmolzene und gereinigte Bienenwachs kannst du in einem Bienenladen gegen Wachsplatten (dienen als Bauvorlage) eintauschen oder diese selber herstellen.
Du kannst den Bienen mit den Wachsplatten Bauvorlagen geben, indem du zum Beispiel neue Holzrahmen (Rähmchen) mit der Wachsplatte versiehst.
Den Bienen Bauvorlagen zu geben benötigt zum einen das richtige Material und wird zum anderen nicht von allen Imkern praktiziert.
In der naturnahen Imkerei werden Bauvorlagen beispielsweise als Hindernis für die Bienen gesehen, um ihre eigenen Ideen beim Bau umzusetzen.
Dann, wenn die Bienen neue Waben brauchen oder du alte Waben aus dem Volk heraus nimmst, könntest du im Gegenzug den neuen Rahmen mit der Wachsplatte in das Volk hängen.
Wie bereits erwähnt, sind die Wachsplatten jedoch nicht bei allen Imkern beliebt.
Stehst du ganz am Anfang deiner Imkerei helfe ich dir mit meiner Arbeit die Vor und Nachteile beim Imkern Rähmchen und einer Bauvorlage selbst herauszufinden. So entscheidest du selbst, wie du mit deinen Bienen umgehen möchtest. Schau dir doch gerne mal mein Buch Glücklich Imkern an.
Nach kürzester Zeit haben die Bienen auf einer Bauvorlage Zellen gebaut und das Schlüpfen neuer Bienen bzw. das Dunkelwerden der Waben beginnt von neuem.
Hängst du ein leeres Rähmchen in dein Volk oder lässt die Bienen ihre Waben direkt an der Decke deiner imkerlichen Beute bauen, dann geht das natürlich auch. Hier brauchen die Bienen mit dem Ausbau etwas länger, dafür gibt es mehr Freiheiten in der Wohnungsgestaltung. Auch schön, oder?
Warum du erst ab Oktober dunkle Waben einschmelzen solltest und nicht vorher
Wenn du diese Blogartikelserie von Anfang an gelesen hast, dann weißt du, dass die Bienen im August und September wahnsinnig scharf darauf sind, auf Raubzüge zu gehen.
Im Oktober lässt die Räuberei der Arbeiterinnen nach, den das Wetter beinhaltet im Oktober häufig Temperaturen von weniger als 12°C.
Bienen fliegen also nicht bei jedem Wetter im Bienenjahr und genau dann kannst du ungestört Wachsarbeiten vornehmen.
Diese Arbeit klappt dann OHNE dass dich die räuberischen Bienen dabei belauern würden oder sogar im heißen Wachs vor Neugierde verenden.
Beim Schmelzvorgang der dunklen Waben tropft das heiße und duftende Wachs aus dem Kessel. Durch den Geruch werden insbesondere bei Bienenflug im Herbst massiv Bienen angelockt. In ihrem Sammelwahn vor dem Winter versterben sie dann an diesem Ort häufig, da sie dem heißen Wachs zu nahe kommen.
Um also zu verhindern, dass die Biene beim Wachschmelzen räubern und Bienen ebenfalls im heißen Wachs sterben, solltest du Wachsarbeiten grundsätzlich nicht bei Bienenflug durchführen.
Demnach kannst du die Wachsarbeiten nicht nur im Oktober erledigen.
Im Gegenteil, es ist ratsam, besonders in den Monaten der Winterruhe der Bienen (und damit ohne Bienenflug), solche Arbeiten zu erledigen.
Natürlich kannst du das Einschmelzen von Bienenwachs auch während des Bienenflugs erledigen, dann solltest du dies allerdings nur in bienendichten Räumen tun.
Soweit der Oktober im Bienenjahr.
Behalte die Geschehnisse im Oktober also im Blick und erinner dich immer daran, dass ein natürliches Bienenvolk im Baum nun optimal für den Winter vorbereitet sein wird, du bei deinen imkerlichen Beuten jedoch ein letzten Bienencheck vor dem Winter übernehmen solltest.
Dies verhindert auch für die Bienen in imkerlichen Beuten ein Stolpern auf der Zielgeraden, hin zu einem gesunden Volk im Frühjahr.
Summende Grüße
Felix, dein glücklicher Imker
P.S. Du willst noch mehr über die Bienen und den Einstieg in die Imkerei auch ohne Imkerkurse wissen? In meinem Buch Glücklich Imkern zeige ich dir alle Möglichkeiten der Bienenhaltung für den Start als Imker*in. Übersichtlich und nachhaltig mit Begeisterung 🙂
Du hast nun den dritten Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“ erfolgreich gemeistert!
Ich hoffe dir hat der Beitrag gefallen, dann schreibe das gerne in die Kommentare oder teile den Beitrag mit allen, die mehr über das Bienenjahr wissen sollten.
Gut, dann bist du nun bereit für den nächsten Schritt in den November.
Ob den Bienen im November eigentlich kalt wird?…
Lass uns jetzt gemeinsam im Artikel November nachsehen.
Summende Grüße
dein glücklicher Imker Felix
Zum Teil 4 der Blogartikelserie “Rund um das Bienenjahr | Der November
Thorsten
13. Dezember 2020 @ 12:58
Klasse und spannende Infos von Monat zu Monat.
Es stellen sich mir aber immer zusätzliche Fragen.
Mehr Fotos wären klasse.
Wie erkenne ich eine Drohnenwabe? Als Neuling weiß ich auch nicht wie eine Honig- und eine Brutwabe aussieht?! Beide sind doch verdeckelt?!
Wird die komplette Beute mit Rähmchen ausgefüllt auch wenn nur 4-5 mit Bienen belegt sind?
Um ein kleines Volk ohne Königin zu retten, kann man doch eine kaufen und dazu setzen, oder?
So dann lese ich mal den Dezember.
Felix
15. Dezember 2020 @ 12:36
Hallo Thorsten,
freut mich zu hören, dass meine Beiträge Lust auf mehr Bilder und Beiträge machen.
Frage 1:
Frage 2:
Frage 3:
Auch wenn meine “Antworten” aus mehreren Fragen bestehen, hoffe ich dennoch, dass die größeren Zusammenhänge im Ansatz klar geworden sind, die wir uns als Neuimker*innen bewusst werden müssen.
Mein Ziel ist es nicht Imker*innen auszubilden, die schnell eine Antwort bekommen, sondern die ihre Faszination für die Honigbienen und ihre Entdeckerfreude bewahren und so immer mehr den Sinn in dem noch unbekannten der Imkerei zu finden.
Jetzt aber keine Sorge…
Der Tag, an dem die oben beschriebenen Zusammenhänge für alle Neuimker*innen klar werden, wird zwangsläufig für jeden und jede kommen, dafür setzte ich mich täglich ein!
Summende Grüße
Felix