Juni im Bienenjahr
Eine zweite Honigernte und warum Honig nicht gleich Honig ist.
Eine Blogartikelserie rund um das Bienenjahr. Erfahre Monat für Monat, wie sich die Natur auf die Bienen auswirkt und wie Du als Imker*in darauf reagierst.
Dieser Artikel ist der vorletzte und elfte Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“.
Wir schauen wieder zunächst darauf, was die Natur in diesem Monat mit den Bienen so macht, bevor wir auf die imkerlichen Arbeiten blicken.
Denn wie Du weißt, richten sich Imker*innen nach den Bienen und deren Entwicklung und nicht umgekehrt.
Los gehts’s
Wie sich die Natur im Juni auf die Bienen auswirkt.
Wie bereits im April und Mai setzt auch der Juni die Hauptsaison der Imkerei fort.
Nach wie vor blüht die Natur in üppigen Maßen und auch die vielerorts großen Lindenbäume geben bei guter Witterung und feuchten Wurzelfüßen einen reichlichen Nektarregen von sich.
Doch warte mal,…ist das wirklich nur Nektar, was da von den Linden tropft?
Zugegeben war in dieser Blogartikelserie immer nur die Rede von Nektar, wenn wir über das Sammeln der Bienen oder über den Honig gesprochen haben.
Hör auf zu suchen, fang an zu Imkern!

Zeit also ein Geheimnis der Imkerei zu lüften…
Trommelwirbel…
Honig besteht neben Enzymen der Honigbienen ebenfalls aus Honigtau und nicht bloß nur aus Nektar.
Ok, dann die berechtigte Frage von dir:
Nektar und Honigtau, wo ist der Unterschied?
Nektar
bezeichnet den Blütensaft, der von den Pflanzen innerhalb der Blüte gebildet wird.
Honigtau
dagegen bezeichnet die Ausscheidung von Blatt- und Schildläusen.
Wie entsteht Honigtau?
Blatt- und Schildläuse zapfen die Leitungsbahnen der Bäume und Pflanzen an, um sich von dem zuckerhaltigen Saft zu ernähren.
Dabei kommt es zu einem Überschuss an Zucker, den die Läuse abgeben müssen, wenn sie nicht zerplatzen wollen.
Fertig ist der Honigtau.
Das hört sich jetzt vielleicht ekliger an als es ist, denn die kleinen Läuse scheiden keine Reste von einem Verdauungsvorgang aus, sondern haben nur einen Überschuss an Nahrung.
Von diesem Überschuss profitieren nicht nur Ameisen und andere Insekten, sondern ebenfalls unsere Honigbienen.
Im Juni des Bienenjahres, sammeln die Bienen fleißig weiter.
So sammeln die Bienen im Juni auch Honigtau, der von den Blattläusen erzeugt wurde.
Hinzu kommen ebenfalls eine Vielzahl an Nektar, damit die zweite Hälfte des Wintervorrats angelegt werden kann.
Der Mai hat ja bereits die erste Hälfte des Wintervorrats eingebracht.
Im Juni blühen u. a. die Robinien, Korn- und Sonnenblumen als auch die Sommerlinden, der Weisklee, Lavendel, Himm- und Brombeeren und noch vieles, vieles mehr…
Das Bienenvolk hat sich entweder bereits geteilt oder wird bis zu dem Tag, an dem die Tage wieder kürzer werden, noch versuchen sich zu vermehren.
Wie Du zu dem Schwarmprozess der Bienen stehst, hast Du dir ja bereist im Mai gut überlegen können.
Der Juni läutet nun ganz langsam die immer kürzer werdende Tage ein,
denn mit der sommerlichen Tages-Nacht-Gleiche am 21. des Monats Juni im Bienenjahr steht pro Tag gesehen immer weniger Sonnenlicht zur Verfügung.
Kleinere Bienenvölker, die durch die Volksteilung entstanden sind, legen noch einmal kräftig im Wachstum zu.
Sie werden so eine ausreichende Volksstärke für den bald anstehenden Winter bekommen.
Zum Ende des Junis lässt der Schwarmtrieb unserer Bienen auch aufgrund der kürzer werdenden Tage langsam nach.
Zum Ende des Monats Juli im Bienenjahr werden die Völker zudem ihren kompletten Wintervorrat angesammelt haben.
Solltet Du jedoch gerne Honig ernten wollen, dann musst Du den Bienen im Gegenzug etwas gleichwertiges anbieten.
Dazu gleich mehr…
Welche Rückschlüsse lassen sich nun für Imker*innen aus den Entwicklungen im Juni ziehen?
Bis ca. Mitte Juni verspüren die Bienen immer noch den Drang sich zu vermehren, sprich zu schwärmen.
Im Mai haben wir bereits über die Vorteile gesprochen, die das Teilen der Völker durch imkerliche Arbeiten bietet.
Im Juni wollen wir nun einmal darauf schauen, welche Maßnahmen einen natürlichen Bienenschwarm vorbeugen.
Worauf es bei den Schwarm vorbeugenden Arbeiten ankommt, wenn Du die Teilung der Völker übernimmst.
Die Grundregel beim Lenken des Schwarmtriebs ist eigentlich ganz simpel:
Sorge immer für genügend Platz in der Bienenbeute,
damit die Bienen was zu bauen haben, der Honig einen Platz findet, die Arbeiterinnen Brut pflegen und die Königin Platz zum Legen hat.
Für wieviel Platz Du sorgen solltest ist jedoch pro Volk individuell zu beurteilen.
Bei zu viel Platz
Gibst Du zu viel Platz im Volk, dann leidet der Honigertrag und Du hast vielleicht zu viele neue Völker geschaffen
Bei zu wenig Platz
Entscheidet sich das Volk vielleicht doch noch zu schwärmen.
Schneide die Drohnenbrut aus | Eine effektive Methode
Werden Drohnenwaben aus dem Volk genommen, schwinden auch viele Milben aus dem Volk.
Zwei Fliegen mit einer Klappe kannst Du bei der Schwarmtrieblenkung im Juni ebenfalls schlagen, indem Du das im April begonnene Ausschneiden der Drohenbrut fortsetzt.
Die Vorteile
Zum einen sorgst Du so für zahlreiche Baujobs, als auch für die Beschäftigung der Ammenbienen, die die Brut versorgen.
Zum Anderen vermehren sich die Varromilben bevorzugt in der Drohnenbrut, weshalb Du diese ja mit samt der Milben seit April regelmäßig ausschneidest.
Weiteren Platz in der Bienenbeute für die imkerliche Teilung des Volkes kannst Du mit folgenden Maßnahmen schaffen:

Bilde Ableger, durch die Entnahme von Brutwaben aus dem Muttervolk.

Entnehme Honigbienen aus dem Volk, indem Du z. B. einen Kunstschwarm bildest.

Ernte reifen Honig rechtzeitig bzw. gebe den Bienen mehr Platz, um Honig einzulagern.

Möglich wäre es auch für eine Brutpause im Muttervolk zu sorgen. Darüber haben wir bereits im Mai gesprochen.
Ende Juni kannst Du nochmals Honig ernten.
Durch die reiche Blüten- und (wie Du seit diesem Monat ebenfalls weißt) Läusevielfalt, haben die Bienen im Juni noch einmal einen reichlichen Vorrat anlegen können.
Die zweite Honigernte steht an.
Den Honigvorrat kannst Du nun wie bereits im Mai beschrieben ernten.
Tust Du das, dann musst Du gleichzeitig sicherstellen, dass deine Bienen im Gegenzug noch genug Futter für den anstehenden Winter haben.
Schließlich haben die Bienen für den Wintervorrat hart gearbeitet und sind für eine gesunde Überwinterung zwingend auf die Versorgung mit Honig angewiesen, aber das hast Du ja bereits im März gelesen.
Warum also den Bienen Honig wegnehmen, wenn sie diesen doch für die Wintermonate selbst brauchen?
Die Frage lautet also:
Muss ich überhaupt Honig ernten?
Nein nicht zwingend,
dennoch hat jedes Tun oder nichts Tun in der Imkerei seine Auswirkungen.
Über diese Auswirkungen solltest Du dir auch hier im Klaren sein.
Keine Frage, es gibt Vorteile keinen Honig zu ernten, doch insbesondere folgende Auswirkungen solltest Du dabei unbedingt beachten.
Mit welchen wichtigen Auswirkungen ist zu rechnen, wenn ich grundsätzlich keinen Honig von den Völkern ernte?

Deine Bienen würden, je nach Größe ihrer Behausung, deutlich früher bzw. mehrmals schwärmen wollen, denn das Muttervolk ist früher mit einem ausreichenden Wintervorrat versorgt.
Hier stellt sich für dich dann die Frage, in welchem Umfang Du wiederum das Schwärmen deiner Bienen zulassen möchtest.

Von den Bienen gesammelter Honig ist für eine Überwinterung z. T. kaum bis gar nicht geeignet und die Bienen könnten trotz vermeintlichem Futter verhungern.
Dies hat folgende Gründe:
Wie Du im Juni gelernt hast, sammeln Honigbienen ebenfalls Honigtau.
Kommt es in manchen Jahren also zu einem hohen Honigtauertrag, dann können sich in den Honigwaben Fruchtzuckerkristalle bilden, womit der Honig hart wird.
Der sog. Zementhonig liegt also nicht in einer flüssigen Form vor und die Bienen müssen einen immensen Aufwand betreiben, um an die Nahrung zu kommen.

Das gezielte Füttern der Bienen regt auch immer sämtliche Arbeitsprozesse in einem Volk an.
Insbesondere wird durch das Füttern nach der Honigernte so für einen gesteigerten Putztrieb gesorgt.
Auch werden, entsprechendem Platz vorausgesetzt, neue Waben hergestellt, die die sauberste Wiege für die bald benötigten Winterbienen bieten.

Du verzichtest auf ein unglaubliches Geschmackserlebnis, eine Einnahmequelle, um Ausgaben in der Imkerei zu finanzieren und auf eine der wohl schönsten Arbeiten beim Imkern.
Noch bedenken, ob Du Honig ernten sollst?
Solltest Du dennoch die Angst verspüren, dass Du den Bienen etwas wegnehmen würdest oder die Bienen durch den Honigdiebstahl geschädigt werden würden, dann sei dir gesagt:

Bienen legen von Natur aus einen für sich mehr als benötigten Vorrat an Honig an.

Der Tausch von Honig gegen Zuckersirup ist unbedenklich, da die Entstehung von Honig aus Nektar & Honigtau vergleichbar mit der Entstehung von Winterfutter aus Zuckersirup ist.

Wenn Du weißt, dass Honig erst dadurch entsteht, dass Bienen bei dem Transport von süßen Säften:
- eigene Enzyme hinzugeben und
- den Zuckerlösungen Wasser entziehen.
Somit entsteht auch durch die Aufnahme von Zuckersirup quasi „Honig“, der für die Bienen z. T. sogar besser geeignet ist, als hart werdender Honig aus Honigtau.
Die gut gemeinte Überlegung Honigbienen möglichst wenig zu beimkern und ihnen somit keinen Honig zu entnehmen, entpuppt sich somit als Auswirkung mit vielen Hürden, die Du bereit sein musst zu nehmen.
Die meisten von uns ernten also ein letztes Mal Honig im Juni und möchten sicherlich gerne wissen,
mit wieviel Ertrag von einem Volk denn eigentlich zu rechnen ist, oder?
Wie viel Honig kann ich von einem Bienenvolk ernten?
Im Durchschnitt kannst Du von einem Bienenvolk pro Honigernte im Jahr ca. 20kg bis 25kg Honig ernten.
Bei zweimaliger Honigernte im Mai und Juni sind das somit bis zu 200 Honiggläser, wenn Du darin jeweils 250g Honig abfüllst.
Beachte bitte, dass diese Angaben Durchschnittswerte sind und je nach imkerlichen Maßnahmen und vor allem den Witterungs- und Trachtbedingungen erheblich abweichen können.
Auf eine verdiente Honigernte für Bienen und Menschen im Juni, genieß es!

Behalte die Geschehnisse im Juni im Blick.
Erinner dich immer daran, dass Honig nicht gleich Honig ist, dass Du an den Schwarmtrieb im Juni denkst und dass Du ganz viel Freude beim Honigernten hast. Das wünsche ich dir wirklich.
Felix von BeeHappy
Du hast nun den elften Teil der Blogartikel Serie „Rund um das Bienenjahr“ erfolgreich gemeistert!
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Gut, dann bist Du nun bereit für den letzten Schritt in den Juli.
Was wohl der letzte Monat im Bienenjahr in der Natur und bei den Bienen so zu bieten hat?
Lass es uns jetzt gemeinsam im Artikel Juli herausfinden.
Summende Grüße
Felix
Zum Teil 12 der Blogartikelserie “Rund um das Bienenjahr | Der Juli
Hör auf zu suchen, fang an zu Imkern!
